Räume, die klingen, Farben, die atmen – die Ausstellung präsentiert ein vielschichtiges Kapitel des Œuvres von Ingeborg Kuhler: Reiseskizzen, Aquarelle und technische Zeichnungen treten in einen Dialog, der Architektur als visuelle Poesie erlebbar macht.

Ingeborg Kuhler (geb. 1943) zählt zu den bedeutendsten Architektinnen der Nachkriegszeit in Deutschland. Ihre Bauten zeichnen sich durch eine klare, poetische Formensprache aus, die Architektur als eine Synthese aus Raum, Licht und Material versteht.

Mies van der Rohe mit Melone und Tulpen, 2021, Aquarell auf Papier, 61 × 92 cm
Zeichnung © Ingeborg Kuhler

Die Ausstellung widmet sich nicht nur Ingeborgs Kuhlers architektonischem Werk, sondern auch ihrer zeichnerischen und malerischen Praxis – einem ebenso aussagekräftigen Teil ihres Œuvres. Ihre Entwurfszeichnungen und Collagen sind grafische Erkundungen von Raumideen, oft durchzogen von farbigen Akzenten und einer fast meditativen Klarheit. In ihnen verdichten sich Gedanken zu Raumkompositionen, die ebenso rational wie poetisch sind. Parallel dazu offenbaren ihre freien Malereien eine andere Dimension ihres Schaffens – hier wird der Raum nicht gebaut, sondern empfunden, gespürt, assoziiert. Ingeborg Kuhlers Formensprache ist ruhig, manchmal streng, dabei immer menschlich.

Westansicht, Eingang zum Museum und Studiogebäude
Foto © Ivan Němec
Rampe im Brückenbau
Foto © Ivan Němec

Der erste Saal der Ausstellung präsentiert das künstlerische Werk der Architektin, der zweite Saal ist ihrem bekanntesten Projekt – dem Museum für Arbeit und Technik (heute Technoseum) mit dem Studio des Süddeutschen Rundfunks (später SWR, Sitz bis 2024) in Mannheim – gewidmet. Den offenen Wettbewerb gewann die junge Architektin 1982 und setzte sich gegen namhafte männliche Konkurrenz durch – unter anderen Gustav Peichl und Günter Behnisch. 1984 wurde Ingeborg Kuhler mit ihrer Berufung an die Hochschule der Künste (heute Universität der Künste) in Berlin zur ersten Professorin für Entwerfen und Experimentelles Gestalten in Westdeutschland.

Aus den Fugen geraten – Zerbrochen – Fragmente, 2022, Aquarell/Collage, 61 × 92 cm
Zeichnung © Ingeborg Kuhler

Die Ausstellung lädt dazu ein, Ingeborg Kuhler als eine Grenzgängerin zwischen Architektur und bildender Kunst zu entdecken. In Zeichnung, Collage und Farbe tritt ihre künstlerische Haltung deutlich zutage: Es geht um Ordnung und Freiheit, Struktur und Emotion – um das Spannungsfeld, in dem wahre Gestaltung entsteht.

Gedichte aus Räumen und Farben ist eine Hommage an eine Architektin, die mit leiser Entschlossenheit Räume geschaffen hat, die wirken – und nachwirken. Die Ausstellung versteht sich auch als Anstoß zur Wiederentdeckung und Neubewertung einer Pionierin weiblicher Architekturgeschichte. Die Schau wird begleitet durch Kunstfotografien von Ivan Nĕmec zum Projekt des Landesmuseums für Arbeit und Technik und des Studios des Süddeutschen Rundfunks in Mannheim.

Zu der von Nadejda Bartels kuratierten Ausstellung erscheint ein Katalog.

Studiogebäude des Süddeutschen Rundfunks, Eingangshalle Collage aus verschiedenen Papieren, aufgezogen auf Kapa-Platte, 40,2 × 62 cm
Zeichnung © Ingeborg Kuhler

Ingeborg Kuhler - Gedichte aus Räumen und Farben

Tchoban Foundation. Museum für Architekturzeichnung
Christinenstraße 18a, 10119 Berlin

Ausstellungseröffnung: 30. September 2025, 19 Uhr

Ausstellungsdauer: 01. Oktober 2025 – 11. Januar 2026
Öffnungszeiten: Mo – Fr: 14 – 19 Uhr, Sa – So: 13 – 17 Uhr
Eintritt: 6 € / ermäßigt 4 €

Unterstützt wird die Ausstellung von der thomas Gruppe und TCHOBAN VOSS Architekten.

Link zur Ausstellung

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