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Pears Jüdischer Campus
Berlin | 2023
Angrenzend an das Grundstück des Familien- und Kulturzentrums Chabad Lubawitsch in Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf entstand mit der Begegnungsstätte Pears Jüdischer Campus Berlin eine Einrichtung für Kinder und Jugendliche bestehend aus einer Schule sowie einer Kinderkrippe und einem Kindergarten. Innerhalb der heterogenen Umgebungsarchitektur stellt sich der Schulneubau mit seiner organisch geschwungenen Form als freistehender Solitär dar, eingebettet in einem begrünten Schulgarten mit vielfältigen Freiflächen für unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten wie Spiel- und Sportplätze. Die zweigeschossige Mehrzweckhalle im dritten Obergeschoss kann flexibel für sportliche Aktivitäten, aber auch für kulturelle Veranstaltungen wie religiöse Feierlichkeiten oder für Seminare und Konferenzen genutzt werden. Im fünften Obergeschoss befindet sich ein Auditorium mit aufsteigenden Rängen für Filmvorführungen oder Vorträge. Des Weiteren verfügt das Gebäude über einen Speisesaal und eine koschere Küche. Die Räume des Souterrains auf der konkaven Gebäudeseite haben Zugang zum Außenbereich. Begrünte Kaskaden mit Treppenstufen führen hier hinauf zum normalen Bodenniveau. Die geschwungen-amorphe Form des Gebäudes wurde in Anlehnung an das Interieur des Chabad-Lubawitsch-Zentrums gewählt: Bewusst wurden dort die zeitgenössischen Additionen zum rechtwinkligen, neo-klassizistischen Bestandsgebäude in derselben organischen, durch eine horizontale Bänderung rhythmisierten Formensprache ausgeführt, die auch in der Baukörperform und der Fassade des Neubaus auftauchen. Auch die vertikalen Lichtspalten innerhalb der horizontalen Fassadenbänder der Schule sind ein Motiv, das sich bereits in der Innenraumvertäfelung der benachbarten Synagoge entdecken lässt. Das Gebäude wurde in Mauerwerks- und Betonkonstruktion errichtet und fällt durch Farbigkeit und Materialität sofort ins Auge, weshalb das Gebäude auch den Namen „Das blaue Haus“ erhalten hat. Formal und stilistisch finden sich in der Gestaltung des Schulbaus wieder Bezüge zum benachbarten Familien- und Kulturzentrum: So lässt sich ein farblicher Zusammenhang zwischen der changierend, himmelblau / nachtblau-violett glasierten, hinterlüfteten Klinkerfassade des Schulneubaus und dem blau-weiß-verglasten Eingangsportal zum jüdischen Kulturzentrum im vorderen Grundstücksteil entdecken. Die Bedeutung der Farbe Blau zieht sich durch die Geschichte des Judentums bis in die Gegenwart: Der Farbton erinnert an das Blau des Himmels und korrespondiert mit der Farbe der göttlichen Offenbarung. Die Dachdecke wird als gefälleloses Umkehrdach ausgeführt und erhält eine zweilagige Abdichtung gemäß Flachdachrichtlinie. Die Dachfläche wird extensiv begrünt. Der Haupteingang der Schule ist vom Straßenniveau aus barrierefrei zugänglich. Seine Wände zieren zwei kabbalistische Lebensbäume, Lichtinstallationen der Berliner Künstlerin Anna Nezhnaya. Die beiden Bäume, die die Menschen am Eingang zum Campus in leuchtenden Farben begrüßen, sind weniger schematisch, sondern vielmehr malerisch-poetisch gestaltet. Als Eiche und Olivenbaum stehen sie für die beiden Länder Deutschland und Israel. Die zweigeschossige Eingangshalle besitzt als besonderes Gestaltungselement eine verspiegelte Decke. Vom angrenzenden Treppenhaus aus sind alle Etagen über mindestens einen Aufzug rollstuhlgerecht erschließbar. Die Einrichtung ist für eine Nutzung durch 450 Kinder und Jugendliche vorgesehen, von Kindern im Kinderkrippen- bzw. Kita-Alter bis hin zur Klassenstufe 12, also im Alter von ca. 1 bis 18 Jahren. Die Schulräume (Klassen-, Fachunterrichts-, Sammlungs-, Werkstatträume) werden ausschließlich von der Schule, die Gruppenräume ausschließlich von der Kita genutzt. Die straßenseitige Betonmauer schmückt ein Graffiti des Berliner Street-Artists TOBO aka Tobias Friesike.

Bauherr: Chabad Lubawitsch Berlin e.V., Berlin
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